tl;dr: Der Telematikdongle im Fahrerraum ist keine gute Idee.

Juhu, das Modul ist da! Die Itzehoer Versicherung hat bestimmten Kunden die Teilnahme am Kfz-Telematikprojekt „Securedrive“ angeboten. Und damit wir einen Eindruck haben, was dieses Modul jetzt genau macht, nehmen wir auch selbst an diesem Projekt teil.

Telematik... Unendliche Weiten… Telekommunikation UND Informatik… Egal. Lassen wir die Wikipedia-Definition mal weg. Ist auch für den Anwender vollkommen schnuppe, was es genau ist. Es ist ein Modul mit Internet (Telekom, #GPRS), einem GPS-Modul und einem Beschleunigungssensor. Also billige Smartphonetechnik, die das Fahrverhalten aufzeichnen soll. Aus dem Fahrverhalten berechnet sich dann ein Bonus bzw. einen Nachlass auf die eigene Kfz-Prämie im Telematiktarif. Wir zitieren https://securedrive.itzehoer.de (mittlerweile offline):

  • "5 % bei einer Fahrqualität ab 80 bis unter 85 Punkte
  • 10 % bei einer Fahrqualität ab 85 bis unter 90 Punkte
  • 15 % bei einer Fahrqualität ab 90 bis unter 95 Punkte
  • 20 % bei einer Fahrqualität ab 95 Punkte“

Und weiter schreibt die Itzehoer, was jetzt die Einflussfaktoren für die berechnete Fahrqualität sind:

  • "Fahrweise - Die Fahrweise fließt mit 33 Prozent (davon Beschleunigungs-, Brems- und Lenkverhalten jeweils 11 Prozent) in Ihre Fahrqualität ein und hat damit größten Einfluss aller Parameter. Starkes Beschleunigen, extremes Bremsen sowie rasante Lenkmanöver haben einen negativen Einfluss auf die Berechnung Ihrer Fahrweise. Die Messwerte Beschleunigung, Bremsverhalten und Lenkverhalten werden gleich gewichtet.
  • Geschwindigkeit - Die Geschwindigkeit geht mit 17 Prozent in Ihre Fahrqualität ein. Für den Parameter Geschwindigkeit ist es entscheidend, wie sich Ihre gefahrene Geschwindigkeit zur geltenden Geschwindigkeitsbegrenzung verhält.
  • Straßentyp - Mit 20 Prozent fließt die Wahl des Straßentyps in Ihre Fahrqualität ein. Der Parameter Straßentyp spiegelt die Wahl Ihrer befahrenen Straßen wider. Da Autobahnen die geringste Unfallwahrscheinlichkeit aufweisen, ist die Fahrt dort am sichersten, wohingegen innerorts häufiger Unfälle passieren. Im Folgenden finden Sie die Kriterien für den Parameter Straßentyp, angefangen mit dem sichersten: Autobahn, Bundesstraße, Landstraße, Innerorts
  • Tageszeit - In Ihrer Fahrqualität findet die Uhrzeit mit 25 Prozent Berücksichtigung. Auch die Uhrzeit, zu der Sie unterwegs sind, spielt bei der Berechnung Ihrer Fahrqualität eine Rolle. Generell kann man sagen, dass Nachtfahrten als auch Fahrten im Berufsverkehr risikoreicher sind als Fahrten zu anderen Tageszeiten.
  • Bevölkerungsdichte - Die Bevölkerungsdichte wird mit 5 Prozent in Ihrer Fahrqualität berücksichtigt. Wo eine hohe Bevölkerungsdichte herrscht, da fahren auch viele Autos. Entsprechend steigt mit der Bevölkerungsdichte auch die Unfallwahrscheinlichkeit.“

Wie läuft das jetzt in der Praxis? Es folgt unser Erfahrungsbericht bisher.


Mein erster Tag

Erstes Problem: Ich, Jan Voss. Ich habe die Anleitung kurz überflogen und mir das Modul angesehen und ab zum Auto. Modul in den Zigarettenanzünder stecken und losfahren. Nach rund 15 km soll die Autokalibrierung abgeschlossen sein. Also fahre ich und beobachte dabei das drollige Kästchen. Es blinkt munter.

Nach rund 10 Kilometern blinkt es nicht mehr. Nach weiteren 5 Kilometern blinkt es rot. Ich bin besorgt. Die Anleitung habe ich mittlerweile vergessen und auf dem Modul steht auch keine Legende für die Blink-Codes. Ich erinnere mich an ein altes GPS-Modul aus einer Zeit vor Smartphones mit einem Knopf. Den konnte man einmal kurz und einmal lang drücken – also wie jedes andere technische Geräte, das nur einen Knopf hat. Aus irgendeinem Grund drücke ich den Knopf. Mal kurz, mal lang. Evtl. geht es ja wieder an. Es blinkt wieder rot. Aber anders? „Ausstecken und wieder Einstecken“, also die zweite goldene Regel bei elektronischen Geräten, bringt leider auch keine grüne LED zu Tage. Es bleibt beim roten Licht in unterschiedlichen Blinkabständen - mal langsam, mal schnell.

Deprimiert endet meine Fahrt nach rund 30 Kilometern. Ein Blick aufs Mobiltelefon zeigt 3 verpasste Anrufe. Ich rufe zurück aber keiner hebt ab. Nur eine Ansage des Admiral-Callcenters, also einer Tochtergesellschaft der Itzehoer. Da habe ich wohl einen Notruf abgesetzt… Mist.


Mein zweiter Tag

Ok. Ich habe die mitgelieferte Anleitung studiert, mir die Blink-Codes gemerkt und nehme mir vor, das Modul in Ruhe zu lassen. Es steckt friedlich im Zigarettenanzünder. Ich starte den Wagen und fahre los. Es blinkt grün! Es lebt!

Nach rund 5 Kilometern kein Lebenszeichen des Moduls mehr. Ich... tippe es an. Ich weiß auch nicht, wieso ich das tue. Seit Röhrenfernsehern bringt es rein gar nichts, elektronische Geräte zu schütteln, damit sie wieder „leben“. Aber es leuchtet rot, wenn ich tippe. Ich freue mich über das Feedback und interpretiere eine „Test-LED“ für den Gyro… äh, den Beschleunigungssensor. Es funktioniert also noch... irgendwie.

Ich lasse vom armen Modul ab. Mein Telefon klingelt. Wieder ein Notruf gewesen. Ich entschuldige mich und fühle mich schlecht. Wieso habe ich auf dem Modul herumgetippt wider besseren Wissens? Ich bin der schlimmste Mensch für so ein technisches Gerät im Fahrgastinnenraum.

Ich gelobe Besserung und werde mich in Zukunft beherrschen. Andererseits war ich jetzt auch nicht "superfahrlässig" und trotzdem habe ich zig Notrufe abgesetzt. Ggf. wäre eine Blackbox im Motoraum ja in Zukunft die Antwort um den Faktor "Idiot", also mich, auszuschließen. Wäre ein akustisches Signal beim Notruf doch sinnvoll? Oder soll das Modul mit 10hz schneller blinken? Und was dann? Soll man den Notruf abbrechen können? Andererseits... Vielleicht sollte ich auch einfach dazu lernen und die Finger davon lassen. Lieber so, als dass jemand, der wirklich in Not ist, versehentlich den Notruf abbricht. WENN solche Module jetzt aber ohne Zutun automatische Notrufe absetzen sollten, wäre das ein schwerer technischer Fehler, den man beheben müsste.

Wie auch immer. Das Fazit schiebe ich auf, da ich noch keinen einzigen Kilometer "getracked" wurde. Außerdem hat die Itzehoer angekündigt, die Module auszutauschen, da ein technischer Fehler vorlag. Ich warte also auf mein neues Modul und nutze die Zeit die FAQ (mittlerweile offline) einmal komplett zu lesen... Sorry, nochmal.