Versicherungen verteilen Risiken nahezu beliebiger Art auf viele Schultern. Hierfür werden Versicherungsprämien gezahlt und das Risiko, dass für einen Schaden ein großer Betrag fällig wird, wird gegen die Gewissheit eingetauscht, dass Ihnen regelmäßig eine Prämie abgebucht wird. Die Prämien Vieler decken dabei den Schaden eines Einzelnen.

Dieses Prinzip funktioniert seit über einem Jahrhundert und trotzdem ist kaum einer glücklich mit der Situation. Warum eigentlich?


Zwo, Eins, Risiko

Risiken, also Gefahren, denen man ausgesetzt ist, gibt es viele. Entweder man verursacht einem Dritten einen Schaden, für den man geradestehen muss. Das Haus fängt Feuer oder steht durch einen Rohrbruch unter Wasser. Oder man beschädigt den gerade erworbenen Neuwagen. Für solche Risiken gibt es passende Versicherungslösungen.

Das Ziel für den Kunden einer Versicherung ist es, das Risiko (finanziell) abzugeben. Das Ziel einer Versicherung ist es, mit der Risikotragung Geld zu verdienen. Der Wettbewerb unter den Versicherern sorgt dafür, dass die Prämien nicht all zu hoch sind. Dass dieses System grundsätzlich funktioniert, kann man in öffentlichen Statistiken und Publikationen nachlesen.


Schritt 3: Profit!

Allerdings gibt es auch Effekte, die den theoretisch möglichen Wettbewerb einschränken. Dazu können jahrealte Versicherungsverträge inkl. Prämienanpassungen ohne Leistungsverbesserungen ebenso gehören, wie der Versicherungsvertreter im Familien- oder Freundeskreis.

Zudem werden von den Versicherern auch immer wieder Versuche unternommen, mehr Geld zu verdienen. So kann man etwa für eine Handyversicherung mehr zahlen, als für die Absicherung seines gesamten Hausrats im Wert von 60.000 Euro. Oder es gibt Tierkrankenversicherungen mit Kündigungsrecht des Versicherers im Schadenfall, also bei Krankheit des Tiers, da es nun einmal keine Kranken- sondern eine Sachversicherung ist. Oder Versicherungen, die den Fokus auf sog. Assistance-Leistungen oder andere Nebenschauplätze (z. B. grüne / ökologische Versicherung) legen, um sich mit kostengünstigeren weichen Faktoren vom Markt abzuheben - ohne tatsächlich bessere Leistungen vorzuhalten. Auch hier gibt es wie überall Ausnahmen, aber Versicherungsprodukte werden meistens von Betriebswirtschaftlern und nicht von Menschenfreunden entwickelt.


Das Problem ...

… aus Sicht des Versicherungsnehmers ist, dass das Abbuchen der Prämie keine Freude bereitet. Benötigt man dann die Versicherung nicht, weil kein Schaden eingetreten ist, sehen Kunden oft nur diesen finanziellen Verlust. Im Nachhinein natürlich leicht gesagt. Allerdings mussten sie auch die ganze Zeit über das finanzielle Risiko nicht tragen.

Ebenso macht die Prüfung im Schadenfall keine Freude. Sie sorgt aber im Kollektiv aller Versicherten dafür, dass die Prämie bezahlbar bleibt. Denn würde ohne Nachprüfung alles gezahlt, wären die Prämien deutlich höher.

Oder anders ausgedrückt: Die Kunden, die erleichtert aufatmen, da sie durch eine Versicherung vor einem großem finanziellen Schaden bewahrt wurden und dementsprechend zufrieden mit ihrer damaligen Versicherungsentscheidung sind, sind in der deutlichen Minderheit.


Es funktioniert!

Ausgehend davon kann die Versicherung es nicht richtig machen. Viele zahlen ihren Versicherungsbeitrag ohne jemals eine Leistung zu erhalten. Wenige erhalten zwar eine Leistung, hatten vorher aber auch einen Schaden in entsprechender Höhe oder ein anderes wenig erfreuliches Ereignis im Leben, das die Zahlung einer vereinbarten Versicherungsumme auslöst. Diese Leistungen werden aus den Prämien der Kunden ohne Schäden finanziert.

Wenn man eine Leistung aus der Versicherung erhält ist das also kein "Hauptgewinn", sondern i.d.R. ein finanzielles Abfangen eines Schadens, den man erlitten oder jemanden zugefügt hat, der nun Ansprüche stellt.